Downwind-Foilboards | Länge läuft
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Downwind- Boards sind das dominierende Thema der Foil-Szene in diesem Jahr. Alles nur Hype oder gekommen, um zu bleiben?! Um das herauszufinden, gehe ich mit dem Axis Hybrid als gemäßigten Vertreter seiner Zunft während eines Surftrips an der Adria auf Tuchfühlung.

Was versteht man unter Downwind (-Boards)?

Das Downwind- Surfen kennt man aus verschiedenen Windsportarten. Vereinfacht gesagt lässt man sich an einem Spot in Luv zum Start absetzen und bewegt sich ausschließlich auf Raumwindkurs, um dann einige Kilometer in Lee an einem verabredeten Spot wieder auszusteigen, wo man sich dann abholen lässt. Auf dem Weg kann man sich dann dem totalen Raumwind-Speedrausch-, Big Air-, oder Kiteloop-Wahnsinn hingeben. In beliebten Surfdestinationen wie z.B. Kapstadt gibt es sogar buchbare Shuttle-Services für Downwindhungrige.

Im SUP-Sport hat sich diese Disziplin ebenfalls vor einigen Jahren etabliert. Mit dem Wind im Rücken werden auf den hawaiianischen Inseln z.B. Meeresengen zwischen den Inseln überquert, teilweise sogar in Wettkampfformaten wie dem Maui – Molokai Downwindrace. Das irgendwann jemand ein Foil ins Spiel bringt – nur eine Frage der Zeit.

„Auf dem Ding soll man nun stehen, geschweige denn paddeln?“

Erstkontakt

Liegt ein Downwind-Board vor einem, fühlt man sich als Windsurfer ein wenig an die Singlefin-Waveboards vergangener Tage erinnert (Jason Polakow lässt grüßen!). „Auf dem Ding soll man nun stehen, geschweige denn paddeln?“. 

Fast Forward an die Adria … 

Die ersten Tage lässt sich der Wind nicht blicken, weshalb der Gedanke in meinem Kopf reift, doch mal Pump-Foilen mit Paddel auszuprobieren. Foilen mit Wing und Segel kann ich, kann ja alles nicht so schwer sein. Getrieben von meinem Größenwahn geht es am nächsten Tag gerüstet mit Paddel, Board und Foil ans Wasser.

Beim Aufstehen wird mir schnell klar, eine einfache Nummer wird das hier heute nicht. Das Board ist zwar für ein Downwind-Board relativ breit, hat allerdings mit 58cm Breite Maße, die ich sonst bei meinen Windsurf- Waveboards finde. Nach 2 Stunden anpaddeln, pumpen und sehr vielen Schwimmeinlagen kehrt Demut ein. Doch nicht so einfach.

... das Brett fühlt sich deutlich agiler an, als die Länge vermuten lässt ...

Am nächsten Morgen meldet sich der Wind zurück. Der Süden Istriens befindet sich im Einflussgebiet des griechischen Windgottes Boreas, von dem sich der Name des nördlichen Windes Bora ableitet. Die Bora kann Orkanstärke erreichen, je nachdem wieviel Nordanteil in dem Nordostwind steckt.

Ich wähle meinen 5er Wing und ab geht’s aufs Wasser.

Mit einem Wing und etwas Wind in der Hand fällt der Start auf dem Hybrid schon deutlich leichter. Was sofort auffällt: im Vergleich zu 100 Liter Boards mit einem „klassischen“, breiteren Shape, geht das Brett deutlich früher und williger los. Die schmalere Brettform hat deutlich weniger Strömungswiderstand im Wasser, sodass ich ohne viel Pumpen mit Foil oder Wing schnell ins Fliegen komme. Der nächste Benefit offenbart sich in der Flugphase: das Brett fühlt sich deutlich agiler an, als die Länge vermuten lässt.

Durch die weiter in Richtung Mitte versetzte Foilbox, verbessert sich die Gewichtsverteilung in der Flugphase. Das Board fühlt sich dadurch deutlich kleiner an, als es wirklich ist. Richtungswechsel gelingen spielerisch. Man fühlt sich animiert, auf den Windwellen zu carven und Haken zu schlagen. Fast als Stünde man auf einem 60 Liter Board. Ich beende an diesem Tag meine Session mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich bin von dem Fahrverhalten des DW Boards sehr angetan und bin bereits jetzt überzeugt, dass es sich bei dieser Brettkategorie um keine Eintagsfliege handelt.

... den restlichen Urlaub bleibt mein „normales“ Board ungenutzt in der Tasche ...

Am nächsten Tag meldet sich der Wind nicht nur zurück, er legt sogar nochmal zu, weshalb ich auf einen 4er Wing wechsle. Ich könnte ein kleineres Board nutzen, aber auch die Starkwindeigenschaften sollen getestet werden. Bei größeren Windwellen ist der Start kein Ding der Unmöglichkeit, aber schon deutlich wackeliger als zuvor. Einzig bei Böen deutlich über 25 Knoten merkt man, dass der dicke und schmale Shape leichter nach Lee gedrückt wird und leicht aufkentert, wenn man neben dem Board im Wasser liegt. Bei meiner zweiten Session mit dem Board habe ich es mit deutlich mehr Windwelle zu tun.

Mir wird bewusst, ich habe den langen Foil-Mast zu Hause gelassen! Mit dem vorhandenen 72cm langen Mast kein Ding der Unmöglichkeit, aber dass eine oder andere Mal bekomme ich beim queren der Windwellen doch Oberflächenkontakt. Hier zeigt der Shape aber seine Qualität: schlägt man beim Queren von Windwellen mit dem Board im Wasser ein, zeigt das Brett keine Spur davon, sich in irgendeiner Form an der Wasseroberfläche festzusaugen.

Mit einem angenehmen und gut zu kontrollierenden „Pop“ löst es sich gut von der Wasseroberfläche und man ist wieder auf Kurs. Den restlichen Urlaub bleibt mein „normales“ Board ungenutzt in der Tasche. Springen ist nicht meine Baustelle, bei allen anderen Fahreigenschaften habe ich das Gefühl etwas dazugewonnen zu haben.

... gleichfalls erweitert der gestreckte Shape die Windrange von kleineren Foils ...

Die Leichtigkeit des Seins

In der Zeit in der das Axis Hybrid in meinem Quiver war, habe ich keinen großen Drang mehr verspürt, bei Leichwind- oder Freeridebedingungen wieder auf einen anderen Shape zu wechseln. Das Board gleitet gut an, ist agil, ohne einen dabei zu überfordern und funktioniert mit vielen Foil-Typen gleichermaßen gut.

In Verbindung mit Frontflügeln wie dem Axis PNG 1120 oder 1310 und vergleichbaren Foils mit großer Spannweite, gibt es in Verbindung mit einem 5er Wing fast keine Foiltage mehr mit zu wenig Wind. Auch Allround-Foils wie das BSP funktionieren super mit dem Board.

Gleichfalls erweitert der gestreckte Shape die Windrange von kleineren Foils wie dem PNG 910 mit nur 1200cm² ebenfalls deutlich nach unten. Die hohe Rumpfgeschwindigkeit macht hektisches Anpumpen fast obsolet.

... wer sich dem Foilen verschrieben hat, verpasst meiner Meinung nach ohne ein Downwind-Board wirklich etwas ...

Fazit

Stellen wir einmal gegenüber, was wir mit einem Downwind-Board gewinnen und verlieren:

  • überragende Leichtwindeigenschaften (++)
  • die Agilität übertrifft konventionelle Shapes mit gleichem Volumen (++)
  • feels like surfing (+++)
  • zum Wing-Foilen und SUP-Foilen gleichermaßen verwendbar, auch Prone-Foiling (Wellenreiten) auf kleinen, flachen Wellen ist vorstellbar (+)
  • in Verbindung mit zwei Front-Wings sehr großer Einsatzbereich (++)
  • weniger kippstabil beim Dümpeln, besonders bei stärkerem Wind/Chop (-)
  • nicht zum Springen geeignet (sollte klar sein, eigentlich kein Minuspunkt, der Vollständigkeit halber sei es erwähnt)

 

Abschließend können wir allen deren Interesse nun geweckt ist, sehr ans Herz legen, sich die nächsten Surf- und Foilfestivals für 2024 zum Testen fett im Kalender anzumarkern. Wer sich dem Foilen verschrieben hat, verpasst meiner Meinung nach ohne ein Downwind-Board wirklich etwas. Die meisten Hersteller nehmen diese Brettkategorie gerade in ihr Portfolio auf, sodass es Anfang 2024 bereits eine gute Auswahl am Markt geben wird. Wenn ihr es gar nicht mehr abwarten könnt und ihr auch durchstarten wollt, wir beraten euch gern im persönlichen Gespräch.

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