Inflations-Schock - Neopren wird teurer
Inflations-Schock - Neopren wird teurer
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Was ist denn da los? Als ich die E-Mail im Dezember 2021mit einer Preiserhöhung für die ION Neoprenprodukte erhielt, wollte ich sie schon gelangweilt verschieben – zu häufig kamen solche E-Mails in letzter Zeit und erhielten deswegen schon kaum noch meine Aufmerksamkeit.


Als ich die Datei dann aber doch öffnete, fiel mein Blick auf den geliebten ION Claw Glove. Der Neoprenhanschuh, der seit vielen Jahren einer der am meisten verkaufen und beliebtesten Neoprenhandschuhen ist. 64,99 statt 57,95 sollte der schon zur ersten Preiserhöhung im Juli 2021 kosten – nun aber lächelte mich der neue Preis grimmig an: 74,99 €.
Rechnerisch eine Preiserhöhung von nur 14%, aber im Vergleich zur ersten Preiserhöhung eine satte 29% Steigerung!


Ich war erst verwundert, und schließlich schon fast ein wenig verzweifelt – denn hier lag kein Fehler vor, sondern Preiserhöhungen auch in ähnlichem Maße durchzog die gesamte Preisliste. Das war keine typische Preiserhöhung, wie man sie in den letzten Jahren gewohnt war. Es war eine Preisexplosion. Ich musste mich erst einmal setzten, denn so langsam wurde mir klar, welche Auswirkungen das wirklich haben würde.
Aber nun von Anfang an. Für die Darstellung dieser problematischen Entwicklung muss man bereits an den Anfang des Jahres 2021 zurück gehen.
Bereits im Herbst 2021 war klar, dass durch die bestehenden Probleme in Fernost, geschuldet durch die Corona Pandemie, die Lieferungen an Neoprenartikeln insgesamt komplizierter werden würden. In dem Gespräch vor über einem Jahr hatten alle Beteiligten allerdings die Hoffnung, dass sich die entstandenen Probleme wieder auflösen würden und eine gewisse Normalität wieder einkehren würde. Es zeichnete sich bereits vor einem Jahr ab, dass es zu Preiserhöhungen führen würde, aber in welchem Umfang war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht klar.
In welchem Maße sich die Lage allerdings zuspitzen würde, bekamen die Händler und Endverbraucher allerdings schon im Herbst 2021 zu spüren. Normalerweise ist in den Monaten August bis Oktober die Phase, in der die Auslieferung für die Winterneoprenanzüge startet. Die Neoprenanzüge, die also für die kalte Jahreszeit so wichtig sind. Aber die Anzüge kamen nicht oder nur in geringen Mengen.
Bereits am Anfang des Jahres 2021 – konkret Ende Januar, Anfang Februar müssen die Händler ihre Vororder abgeben. Das bedeutet, dass sie die für den Herbst Winter 2021/2022 entworfenen Neoprenanzüge vorbestellen müssen. Zu diesem Zeitpunkt sind in der Regel die ersten Muster verfügbar und die Händler können sich von neuen Innovationen und Farben überzeugen lassen und entsprechend planen, was später im Laden, oder auch online präsentiert werden soll. Konkret muss normalerweise also jeder Neoprenanzug, jeder Neoprenschuh, jede Neoprenhaube und -Handschuh ca. 6 Monate im Voraus bestellt werden. NORMALERWEISE, denn in dieser Orderphase war bereits alles anders.
Als der Ordertermin mit der Firma O’neill anstand, erlebte ich das erste Mal diese neue Kuriosität. Nach dem typischen Smalltalk mit dem Vertreter geht es dann eigentlich los, dass man sich die neuen Produkte anschaut und dann entscheidet, in welchen Stückzahlen dann die entsprechenden Modelle geordert werden sollen. Aber es gab keine Muster und es gab auch gar keine Listen, in die man etwas eintragen konnte. Mit leicht irritierter Mine musste ich zur Kenntnis nehmen, dass meine Order quasi schon eingereicht worden sei. Die Produktionsplanung sei bereits seit Langem abgeschlossen und ich könne nur die gleiche Menge, wie im letzten Jahr ordern. Weniger würde gehen, mehr allerdings nicht. Da schon zu dem Zeitpunkt absehbar war, dass der Bedarf an Neoprenanzügen deutlich größer werden würde, als die Produktion an Neoprenanzügen hergeben würde war die Situation kompliziert. Eine ähnliche Kernaussage erhielt ich wenige Wochen später von Rip Curl. Auch beim wohl weltweit größten Neoprenanbieter war es nicht möglich mehr als das zu ordern, was man im letzten Jahr geordert hatte.
Die hohe Nachfrage nach Hooded Anzügen, die sich bereits damals abzeichnete, konnte also von keinem Lieferanten wirklich befriedigt werden. Und diese Situation war absolut neu. Eine Branche, die von jahrelangen Rabatten und einem klassischen Überangebot gezeichnet war, ging die Ware aus!
Jürgen May – Produktmanager bei ION (Boards & More) erklärt im Interview, warum das so ist. Für fast alle Hersteller, die ihre Produkte in

Produktionsstätten in Fernost herstellen lassen, hat sich die Leadtime – (Vorlaufzeit der Bestellung bis zur fertigen Produktion) binnen eines Jahres vervierfacht, bei manchen Produkten sogar verfünffacht. Eine schnelle und effektive Produktion, die ggf. auch auf den aktuellen Marktbedarf ausgerichtet war, ist somit ausgeschlossen. Wer keine oder kaum hooded Neoprenanzüge bestellt hatte, der kann quasi auch für ein ganzes Jahr nicht mehr damit rechnen, dass diese produziert werden. Das, so Jürgen May, ist auch eine erhebliche Herausforderung für die Hersteller geworden. Marktanalysen und Trends müssen somit für gut 2 Jahre im Voraus erahnt werden! Eine erhöhte Nachfrage von bestimmten Produkten, die zu Zeiten vor der Pandemie auch mal nachproduziert und auf dem Luftweg eingeflogen werden konnten, kann nun nicht mehr bedient werden. Das macht den Markt sehr unflexibel.
Alle Hersteller haben dabei das gleiche Problem. Die explodierenden Preise auf dem Weltmarkt von den Rohstoffen bis hin zu den Tramsportkosten sorgen dafür, dass die Preise explodieren. Was im Preissegment bei Neopren- Zubehörartikeln, wie Handschuhen oder Schuhen effektiv eine überschaubare Summe ist, führt bei der Preisentwicklung beim Neoprenanzug schon zu einer Entscheidungsfrage.

Am Beispiel des XCEL Drylocks wird klar, was hier passiert. Knapp unter der 500,- € Schallmauer konnte man den Anzug noch Anfang 2021 ergattern – im Herbst kam die erste kleine Erhöhung, nun folgte die nächste Preiserhöhung zum Herbst 2022. Nur 10% aber immerhin 50,- € mehr, muss man nun mehr in die Tasche greifen.



Warum das so ist, erklärt Philip Horn (Inhaber und Geschäftsführer von Liquid-Sports).

Seit Beginn der Pandemie haben sich die Frachtkosten für eine Containerlieferung vervierfacht. Statt ursprünglich etwa 3000,- € kostet dieser nun 12-15.000 Euro. Bei rund 2500 Anzügen pro Container macht das schon einen kleinen Teil der Preissteigerungen aus.

Diese Containerlieferkosten sind auch bei allen anderen Vertrieben einer der Preistreiber. Die Container werden stets maximal ausgelastet, wie auch auf dem Foto zu sehen um bei der Preiskalkulation diese enorme Steigerung der Fracht Rate so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Eine Preissteigerung um das 5fache ist schon ein echter Schock, doch der weitaus größere Teil der Preissteigerungen liegt noch weit vor der Auslieferung.
Die größten Teuerungsraten liegen vor und während der Produktion. Dafür liefert Alex Cretier – (Geschäftsführer und Inhaber Kubus Sport / Prolimit) einige Beispiele.

Ein Teil der Neoprenartikel wird bei Prolimit in Kambodscha produziert, wo im letzten Jahr die Löhne um bis zu 12% gestiegen sind. Zusätzlich sind die Rohmaterialien und die Bedarfsmaterialien, die für die Produktion gebraucht werden, wie Nylon und Polyester erheblich teurer geworden. DuPont, als einer der weltweit größten Chemiekonzernen, soll laut Alex Cretier zum Teil bis zu 30% Preissteigerungen in Rohmaterialien durchgesetzt haben.
Zusätzlich führt ein weiterer Faktor, insbesondere in Europa, zur Preisexplosion. Dieser Faktor ist der Dollar Kurs, der seit 2020 mit leichten Schwankungen nur eine Richtung kennt, nämlich steil nach oben und das bedeutet, dass man eben für 1 Dollar immer mehr bezahlen muss. Da sämtliche Produkte auf dem Weltmarkt in Dollar eingekauft werden, führt dies zu einer Preissteigerung in fast jedem Prozessbereich.
Was aber haben die Preissteigerungen mit den langen Lieferzeiten und langen Vorlaufzeiten zu tun? Dieses Problem kommt zusätzlich hinzu und hat tatsächlich seinen Ursprung in der Corona Pandemie. In der ersten Phase der Pandemie wurden viele Produktionen gedrosselt und die Nachfrage wurde durch weltweite Stornierungen erheblich ausgebremst. Die Folge war, dass viele Arbeiter und Arbeiterinnen ihre Jobs verloren. Als die Nachfrage wieder schlagartig zunahm, waren die ausgebildeten Arbeitskräfte nicht mehr verfügbar. Zeitgleich konnten die Produktionskapazitäten, die es vor der Pandemie gab, nicht mehr aufrechterhalten werden. Als dann weltweit die Nachfrage nach Wassersportartikeln, einen vorher niemals dagewesenen Bedarf auslöste, waren die Produktionsstätten schlichtweg überfordert. Diese Situation besteht noch heute und hat erhebliche Folgen. Preiserhöhungen können von den Fabriken quasi ohne Sorgen vor Stornierungen durchgesetzt werden. Die Nachfrage nach Neopren ist um ein Vielfaches größer, als das Angebot. Dabei kommt in Europa auch noch ein Phänomen hinzu: „Die Marktbedingungen haben sich noch einmal geändert – anstatt in warme Gefilde zu fliegen, wo man ggf. nur mit Boardshorts aufs Wasser gehen kann, wird nun wieder mehr an lokalen und regionalen Spots aufs Wasser gegangen“, so Jürgen May und „eine neue Wassersportart ist nun in ernstzunehmender Größe auf dem Markt, die auch Neueinsteiger mit sich bringt, die wiederrum Equipment und eben auch Neoprenanzüge benötigen!“
Aus diesem Grund müssen die Firmen die Produktionen viel früher als zuvor fest buchen. Das hat leider auch Auswirkungen auf die Weiterentwicklung von Innovationen im Neoprensektor. Philip Horn berichtet, dass es zum einen coronabedingt erheblich komplizierter ist in den Fabriken Qualitätskontrollen durchzuführen und Prozesse bei der Verarbeitung neuer Materialien zu begleiten. Zum anderen lassen sich diese Innovationen derzeit nicht in die Produktionsprozesse einbinden – die Produktionen für die kommenden 14 Monate sind bereits fest gebucht.
Jürgen May erklärt weiterhin, dass, obwohl sich gerade erst die 2022er Kollektion in der Auslieferungsphase befindet, die 2023er Kollektion bereits in den Startlöchern der Produktion befindet. Wohlangemerkt: die 2023er Kollektion kennt noch niemand, geschweige hat ein Händler irgendwas davon vorbestellt.
Prolimit Chef Alex Cretier sagt: Zum Beispiel ist die Vorbereitungszeit von 4 Monate auf 14 Monate hoch gegangen! YKK, einer der führenden Reißverschlüsse-Produzenten hat 6 Monate keine neuen Aufträge angenommen, weil sie noch so im Lieferverzug mit vorherigen Aufträgen waren.
Alex Cretier berichtet sogar von einer weiteren Folge, die durch die Preiserhöhungen entstanden ist. Bei der Kalkulation für einen Neoprenanrtikel, egal ob Anzug, Schuh oder Haube, wird schlussendlich auch berücksichtigt, ob der Artikel dann später zu dem errechneten Verkaufspreis überhaupt noch verkäuflich ist und das ist dann bei einigen Produkten nicht mehr tragbar. „Somit mussten wir leider einige Produkte aus der Kollektion nehmen – der notwendige wirtschaftlich zu erzielende Preis war nicht mehr mit dem möglichen Marktpreis vereinbar. Wichtig ist allerdings auch, dass der Endkunde weiß, dass wir nicht alle Preissteigerungen auch zu 100% weitergeben. Aus dem gleichen Grund, wie wir einige Artikel aus dem Sortiment genommen haben, brauchen wir andere Artikel – wenn hier eine Preissteigerung von 20% notwendig, aber nicht marktgerecht ist, dann tragen wir die Differenz zu unseren Lasten.“
Jürgen May ergänzt zu diesem Thema, dass auch die Produktionsstätten aus den Problemen der Pandemie gelernt haben – ihr Wunsch, die Effektivität in der Produktion zu steigern hat auch einen unmittelbaren Impact auf die Produkte selbst. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, lieber mehr von einem bestimmten Produkt zu produzieren, als für eine viel breitere Kollektion ständig Produktionsprozesse umzustellen. Das zu erreichen ist für die Produktionsfirmen einfach – man erhöht für ungeliebte Kleinserien einfach den Produktionspreis und schon lohnt es sich für die Marken nicht mehr und der Artikel verschwindet zwangsläufig aus dem Sortiment.

Einige weitere Beispiele verdeutlichen, wie krass die Preisentwicklungen sind und welche tatsächlichen Auswirkungen das auf die Produkte hat. Mystics Brot und Butteranzug, der Mystic Majestic hat ebenfalls eine erhebliche Preisentwicklung zu verzeichnen: Von 369,- € in 2021 auf 389,- € zur aktuellen Saison und für den Herbst 2022 kommt die Preisexplosion: satte 469,- € wird der Mystic Majestic dann kosten. Das sind alleine im letzten Schritt mehr als 20% Preissteigerung.



Und auch O’neill als international große Neoprenbrand kommt um die gewaltigen Preissteigerungen nicht herum. Ihr für den Windsport geeignetes TOP Modell „Blueprint 5/4“ erlebt von der aktuellen zur kommenden Saison gleich mal den 100,- € Sprung und knackt damit auch die 20% Preissteigerung. Statt 469,- € kostet der Blueprint ab Herbst 2022 satte 569,- €. Für 100,- € konnte man eigentlich noch die Neoprenschuhe kaufen, aber auch die werden jetzt einfach mal ein ganzes Stückchen teurer!


Der ION Seek AMP BZ 5/3 Neoprenanzug kommt im Vergleich mit einer fast zu vernachlässigen Preiserhöhung aus. Kostete der ION Seek AMP im Frühjahr noch 409,- € so wird er im kommenden Herbst mit 449,- € nur um rund 10% im Preis steigen. Aber immerhin – 10% sind doch in der Summe viel Geld.


Im absoluten High End Bereich hat ION auf jeden Fall eine schwere Aufgabe gehabt. Der in den letzten Jahren eh immer teurer gewordene ION FUSE Trockenanzug kommt nun ganz knapp an die 1000,- € Marke ran.
So hat der Anzug seine „Preis-Spiral-Reise“ von 839,- € in 2021 auf 899,- € Anfang 2022 und auf kommende 979,- € hoffentlich abgeschlossen. Damit hat der Anzug tatsächlich die niedrigste Preissteigerung von nur 9% erfahren, und ist preislich doch in den Focus der Betrachtung gerückt. Nicht zuletzt, weil der Anzug nun an der magischen 1000,- € Grenze kratzt.


Auch Prolimt versucht die Preisentwicklung so moderat wie möglich zu halten. Der im Markt wichtige Mercury TR 6/4 Neoprenanzug kommt von 379,- € und kostet nun in der aktuellen Saison 429,- €. 13% Preissteigerung. Damit liegt der Anzug zwar im Vergleich immer noch in einem moderaten Preissegment, aber 50,- € sind eben auch 50,- € mehr.
Was aber bedeutet das jetzt konkret für die Wassersportbranche insgesamt. Für die Produzenten, für die Vertriebe, für die Händler und für den Kunden?


Nun alles wird eben teurer. Löhne steigen überall; alles wird teurer – kurzum das ist die Inflation. In unserer Branche hingegen ist die Inflation, also das was mehr fürs gleiche Produkt bezahlen werden muss aber erheblich mehr, als die durchschnittliche Inflationsrate. Im Neoprensegement kann man davon ausgehen, dass die Preissteigerung durchschnittlich bei knapp 15% liegen wird. Das ist enorm und hat aufgrund der doch vielschichtigen Einflussfaktoren auch seine berechtigten Gründe, aber dennoch wird unser Sport in Zukunft erheblich teurer. Die Vertriebe müssen die höheren Bezugskosten weiterreichen – der Händler muss zu einem höheren Einkaufspreis einkaufen und dann versuchen den nun empfohlenen Verkaufspreis an den Kunden zu vermitteln. Die Erklärungsarbeit bleibt beim Händler und der Kunde muss schlussendlich die Kröte schlucken, ob sie schmeckt oder nicht. „Es gilt sich zu bevorraten“, schrieb einst ein Discounter in seine Prospekte. Davon ist beim Neoprenanzug aufgrund der Haltbarkeit abzuraten, wer aber in Zukunft schon weiß, dass er oder sie einen neuen Anzug benötigt, der sollte lieber bald, als am Ende des Jahres zuschlagen! Mehr Geld kann man derzeit kaum sparen.
Die Frage, wer an dieser Entwicklung schuld ist, kann auf dieser Ebene nicht geklärt werden, aber nach allen Gesprächen, mit Vertrieben, Agenten und Händlern kann sicher festgestellt werden, dass alle Beteiligten in einem Boot sitzen. Hier versucht keiner sich an der aktuellen Situation durch satte Aufschläge zu bereichern. Im Gegenteil die Situation ist für keinen der Beteiligten zufriedenstellend – lediglich ein notwendiges Mittel zum Zweck. Die Hoffnung treibt alle an, dass die Produkte irgendwie bezahlbar bleiben und der Sport auch weiterhin ein Sport ist, den sich nicht nur Eliten leisten können.
Auf die Nachfrage, wie sich das Thema Preisstabilität und Produktionen in Fernost überhaupt vereinen lässt, berichtet Philip Horn von der Problematik, dass über den Aufbau von Produktionsstätten in Europa nie wirklich nachgedacht wurde. Bis zum Zeitpunkt vor der Pandemie war man grundsätzlich der Ansicht, dass die Produktion in Europa eh viel zu teuer sein würde. Die Abhängigkeit von einigen wenigen Produktionsstätten sorgt jetzt nachteilig dafür, dass auf Preissteigerungen nicht mit einem Wechsel der Fabrik geantwortet werden kann – zu groß ist die Abhängigkeit geworden. Der langfristige regionalerer Produktionsstandort würde dauerhaft allerdings zu erheblichen Vorteilen führen. Steigende Einfuhrzölle, die bis zu 8% des
Gesamtbezugspreises ausmachen, würden genauso, wie die immensen Frachtkosten wegfallen. Das Thema Nachhaltigkeit, was sich alle Vertriebe gleichermaßen auf die Fahne geschrieben haben wäre zudem mit einer europäischen Produktion erheblich verbessert. Neben den hohen Frachtkosten darf man eben auch nicht vergessen, was für einen weiten Weg so ein Neoprenanzug zurücklegen muss und somit eine unglaublich schlechte CO2 Bilanz hat. Dieser Schritt bedarf allerdings Mut und den Schulterschluss aller europäischen Vertriebe.
In einem Punkt sind sich alle Vertriebe absolut einig – in Zukunft wird sich die Situation wieder etwas entspannen, allerdings in das Wort Zukunft sehr dehnbar und beim genaueren Nachfragen erfährt man dann leider, dass mit einer echten Entspannung erst in 2025 gerechnet wird. Auch für 2023 werden viele Preise weiter steigen. Die Hoffnung, die viele teilen liegt lediglich darin, dass die Frachtkosten sich wieder relativieren werden – alle anderen Kosten werden weiter steigen. In einem Markt, in dem die Nachfrage größer als das Angebot ist, kennt der Preis nur einen Weg!

Eine Kolumne von Kai Geffken